Mittwoch, 29. April 2009

Konditionierung



Erfahrung konditioniert uns.
Besonders aufgefallen ist mir das in der Kaserne, damals beim Bund. Man ist in kameradschaftlichster Knastatmosphäre zusammengepfercht, was dazu führt, dass man tagein, tagaus immer dieselben Gesichter zu sehen bekommt. Meistens sind das so 30-40, die man sich nach kurzer Zeit schon merkt, plus ein paar dutzend, die man nicht wirklich kennt, die einem aber gelegentlich über den Weg laufen.

Das interessante war: Als ich dann die Luft der Freiheit (oder besser: des Freigangs) schnuppern durfte, und nach 5 Stunden Zugfahrt in meiner geliebten Heimatstadt wieder durch die Straßen wandeln durfte, hab ich die Gesichter immer noch gesehen.
Jeder Mensch, der mir entgegenkam, wurde sofort Gehirnintern mit denen, die ich die vergangenen Wochen ständig gesehen habe, abgeglichen und schon bei entfernter Ähnlichkeit Alarm gegeben.
Also lief ich dann zu Hause herum, und hab immer noch dieselben Leute gesehen. Obwohl sie es gar nicht waren. Krass konditioniert.

Genauso bei einem längeren LARP-Con: Viel im Lager, überall und immer wieder die selben Leute, und als es vorbei war und ich wieder zu Hause, seh ich die Leute immer noch. Oder bilde es mir zumindest ein, weil mein Gehirn selbst bei entfernter Ähnlichkeit sofort die bekannten Personen draufassoziiert.

Ich kam letztens darauf, weil dieses Konzept der Konditionierung bei Gewohnheit auch auf das Verhalten nach einer Trennung passt:
Wenn man mit einem Partner jahrelang zusammen war, dann sind bestimmt Phrasen, Worte, Verhaltensweisen einfach drin. Da braucht man nicht drüber nachdenken, das macht man einfach.
Wenn man dann aber getrennt ist, verschwindet die Konditionierung nicht. Jedenfalls nicht von heute auf morgen. Also hast du einen Haufen Gesprächsfetzen, Worte und Verhaltensweisen, die auf einmal alle ins Nichts führen.
Wenn die anspringen (und die springen dann oft an, man hat vorher gar nicht gemerkt, wie oft man solche gut aufeinander eingespielten Dinge sagt und tut), dann lässt einen das innehalten.

Ich glaube, das alles wieder loszuwerden...das nennt man Verarbeitung einer Trennung.

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