Freitag, 22. Februar 2013

FAZ - Seriöser Journalismus?

Über das Onlineportal der FAZ bekommt man diesen Artikel zu sehen. 

Nun hab ich den gelesen, und frage mich: Author, what's your point?

Also, der Aufhänger des Artikels lautet "Katerbau und Berg mussten einen Haufen Geld nachzahlen."
Was sehen wir dazu für Fakten?
 1. sie haben ein Auto geschenkt bekommen
 2. Die Kandidaten sollten erst die Steuer zahlen und dann den Kfz-Brief kriegen.
 3. "Das funktionierte nicht, die Produktionsfirma musste später selbst ans Finanzamt zahlen - und forderte das Geld von den Kandidaten zurück." 
4. "Es gab zahlreiche Erinnerungsschreiben, bevor Klage eingereicht wurde. " 

Also haben sich die beiden nicht an die Regeln gehalten, und mussten am Ende das Geld nachzahlen, was sie nicht getan haben. Dafür wurden sie verklagt. Klingt so, als ob sie selber Schuld hätten.

Was mich wirklich stört, ist die Tatsache, dass diesee Informationen zwischen Sender-Bashing eingezwängt sind. Nämlich zwischen "der Sender will am Ende selber Profit machen" und "Sie wurden angehalten, das Auto aus Sponsoring-Gründen öffentlich zu zeigen."

 Der Aufhänger des Artikels ist also "RealityTV-Teilnehmer wurden vom Sender ausgebeutet". Der Autor verbirgt aber die Informationen, die in dieses Bild nicht hineinpassen, mit vagen Andeutungen. Außerdem wird hier die Tatsache, dass dem Pärchen Kosten entstanden sind, damit vermischt, dass der Hersteller des Autos eine Lücke verwendet hat, um seine Werbung zu platzieren. Die Struktur sieht für mich wie folgt aus:

-   Teilnehmer mussten Geld für geschenktes Auto bezahlen
-   Werbepartner nutzt Lücke, um seine Automarke in der Sendung unterzubringen
 - "Und die Produktionsfirma lässt sich die Folgekosten jetzt von den früheren Kandidaten zurückzahlen: Das hat das Berliner Arbeitsgericht gerade entsprechend entschieden, vier Jahre nach Ende der Dreharbeiten." 
 Was haben die beiden Dinge miteinander zu tun? Eigentlich gar nichts, aber es wird impliziert.

 Ich glaube, der Autor will darauf hinaus, dass der Sender in beiden Fällen im eigenen Interesse handelt. Er will einerseits, dass das Pärchen die Steuern selbst zahlt (was die beiden offensichtlich vertragswidrig nicht gemacht haben) und seinen Werbepartner in der Sendung unterbringen. Nun stellt er beides so dar, als wäre der Sender der böse manipulative Lügner und das Pärchen die armen Opfer. Was NICHT da steht, ist:

 - Warum haben sie die Steuern nicht bezahlt? Ich denke, es wurde so vereinbart, oder nicht?
 - Warum haben sie auf die Mahnungen nicht reagiert?

Was hier quasi in Nebensätzen untergebracht wird, ist, dass

- die beiden sich scheinbar nicht durchsetzen konnten und deswegen das Restaurant nicht behalten
- durften (war sicherlich vertraglich so vereinbart).
- Dass der Sender den Umsatz einbehalten hat (war sicherlich vertraglich so vereinbart)
- Und dass am Ende noch skandalträchtig die Schlüssel eingezogen wurden.

Klingt von Senderseite nachvollziehbar für mich. Jetzt sei es unter diesen Gesichtspunkten jedem selbst überlassen, in Artikeln nach vagen Andeutungen zu suchen, und kritisch zu betrachten, wo dies dazu benutzt wird, pures Bashing ohne Fakten zu verbreiten. Kleiner Auszug gefällig?

 - "Die Klappe fällt, der Kandidat geht pleite" // ich würde sagen, das ist normal, wenn das die Vertragsbedingung ist, und man im Konkurrenzdruck gegen andere Teilnehmer verliert
- "Sie haben bloß nicht dran gedacht, dass es dem Fernsehen darauf ankommt, am Ende selbst als Gewinner dazustehen." // es ist ein Unternehmen. Natürlich will das am Ende Gewinner sein (Gewinn machen)
- "Nicht ganz unwichtig ist, dass die Kandidaten sich von den Verantwortlichen der Show aufgefordert fühlten, den Wagen während der Dreharbeiten möglichst oft zu benutzen" // nicht ganz unwichtig? Ich finde das schon unwichtig, vor allem, weil es mit der Rückzahlung und der damit verbundenen Klage rein gar nichts zu tun hat.

Der Aufhänger des Artikels hat meiner Meinung nach gar keine Substanz. Was uns hier als schreckliche Ausbeutung verkauft wird, ist scheinbar doch etwas komplexer und mündet in pures Bashing.

Verstehen Sie mich nicht falsch, ich persönlich verabscheue Reality-TV. Dass hier gestellt, getrickst und gelogen wird, außerdem ein sensationslüsternes Publikum befriedigt werden soll, sind alles keine Geheimnisse. Auch sind die Sender keine Unschuldsengel, sondern Unternehmen mit inhaltlich (meiner Meinung nach) sehr wenig Phantasie.Und auf Umsatz aus. Natürlich.

Aber diese Ablehnung durch vage Andeutungen und Verdrehung der Fakten zu streuen....ist meiner Meinung nach kein guter Journalismus.

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